Die Energiewende wird demokratisch: Potsdam setzt auf Bürgerenergie

Die Energiewende geht uns alle an. Warum gestalten wir sie dann nicht auch alle mit? Die Potsdamer Bürger*innen haben diesen Schritt gewagt und auf dem BürgerEnergieTag den Grundstein für die klimafreundliche Zukunft der Stadt gelegt. Hier erfährst du, wie auch du die Energiewende in deiner Region mitbestimmen und davon auch noch davon profitieren kannst.

Am Freitag, dem 23.02.2024, war es endlich soweit: 80 engagierte Teilnehmende versammelten sich in der Biosphäre in Potsdam, um die Vision einer demokratischen Energiewende in die Tat umzusetzen. Mit großem Interesse und eindrucksvoller Beteiligung machten sich die Bürger*innen daran, die Energiewende Potsdams selbst in die Hand zu nehmen. Der vom ClimateHub Potsdam organisierte BürgerEnergieTag setzte den Grundstein für eine aktive Bürgerenergiegenossenschaft. 

Die Vision: Potsdam auf dem Weg zu 100% erneuerbaren Energien

Die Klimaziele der Landeshauptstadt Potsdam erfordern einen Wandel in der Energieversorgung – weg von fossilen Brennstoffen, hin zu 100% erneuerbaren Energien. Eine Herausforderung, der sich die Teilnehmenden des BürgerEnergieTags mit großem Tatendrang widmeten.

Unter der Leitung von Christoph und unserem Potsdamer Klimavernetzer Benedikt konnte der langgehegte Wunsch, eine Bürgerenergiegenossenschaft ins Leben zu rufen, nach langen intensiven Vorbereitungen und Gesprächen mit Partner*innen und erfolgreichen Energiegenossenschaften endlich in die Tat umgesetzt werden.

Zunächst gab Thomas Niemeyer von Energie und Wasser Potsdam (EWP) Einblicke in den aktuellen Stand und die weiteren Planungen der lokalen Energiewende. Er betonte die große Bedeutung der Bürgerbeteiligung und die Unterstützung der EWP für die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft. Eine vielversprechende Perspektive: eine Zusammenarbeit mit geplanten Solar- und Windparks der EWP könnte folgen.

Bürgerenergie als Superpower

Irene Neumann vom "Bündnis Bürgerenergie e.V." beleuchtete in ihrem Vortrag die Bürgerenergie als treibende Kraft für die Demokratisierung der Energiewende. Sie betonte, wie Bürger*innen nicht nur die Akzeptanz für erneuerbare Kraftwerke stärken, sondern sogar finanziell davon profitieren können:

Im Durchschnitt verursacht ein Mensch in Deutschland rund 8 Tonnen CO2 pro Jahr. Energiegenossenschaften jedoch können durch den Bau von Wind- und Solarkraftwerken eine Reduzierung auf weniger als 3 Tonnen pro Mitglied und Jahr bewirken, was einer Ersparnis von ganzen 62,5% entspricht.

Die Mitglieder der Genossenschaft gründen oder investieren gemeinsam in Wind- oder Energieparks vor Ort. Durch diesen gemeinsamen Einfluss entsteht ein Hebeleffekt, der die Möglichkeiten jedes einzelnen um ein Vielfaches verstärkt und neue bedeutende Projekte ermöglicht. Doch egal, wie unterschiedlich die jeweilige finanzielle Beteiligung auch ausfallen mag: alle Entscheidungen werden demokratisch getroffen, jedes Mitglied hat eine Stimme und alle sind gleichberechtigt.

Nach der Gründung können außerdem auch alle anderen Bürger*innen Anteile an der Genossenschaft erwerben und sich somit beteiligen - durch Mitwirkung an Planung und Genossenschaftsarbeit oder als stille Teilhaber und finanzielle Unterstützer.

Einnahmen der Genossenschaft werden teils in weitere Projekte investiert und teils an die Mitglieder ausgeschüttet, wodurch jeder nicht nur einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern gleichzeitig auch noch finanziell davon profitieren kann.

Im weiteren Verlauf kann eine Bürgerenergiegenossenschaft mit fortschreitender Größe darüber hinaus auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze bewirken. Solche Klima-Jobs helfen so nicht nur dem lokalen Arbeitsmarkt, sondern können weitere Tätigkeiten im Bereich des Klimaschutzes und ein größeres generelles Bewusstsein für diese wichtige Thematik innerhalb der Bevölkerung etablieren.

Aufbruchsstimmung und erste Schritte

Unter diesen Gesichtspunkten wurden unter reger Beteiligung aller Anwesenden fünf Themenbereiche erarbeitet: Balkonsolar, Windenergie und Naturschutz, Dach- und Freiflächensolar, Erneuerbare Wärme sowie die Gründungsorganisation der Energiegenossenschaft. Die Motivation und Begeisterungsfähigkeit für dieses wichtige Anliegen brachte viele kreative Ideen und Strategien hervor.

Insbesondere die Gründung der Energiegenossenschaft sorgte für außergewöhnliches Engagement. Irene Neumann hob hervor, dass die Ausgangslage angesichts dieser herausragenden Beteiligung der Bevölkerung und der Unterstützung durch Stadtwerke und Stadt außergewöhnlich gut sei.

Insbesondere die Planung der EWP, große Wind- und Solarparks zu bauen, bietet die einmalige Chance, sich in Form einer Energiegenossenschaft ohne viel eigene Vorplanung sofort an diesen großen Projekten beteiligen zu können. Dies überzeugte schließlich 40 der 80 Anwesenden, sich an der Gründung und dem Aufbau der Genossenschaft zu beteiligen. Bereits beim nächsten Treffen wollen wir das weitere Vorgehen weiter planen.

Auch Interessierte, die nicht am BürgerEnergieTag teilnehmen konnten, sind weiterhin herzlich eingeladen, sich der Gründung anzuschließen und die Energiewende in Potsdam mitzugestalten. Außerdem kann über den ClimateHub Potsdam die weitere Entwicklung der Bürgerenergiegenossenschaft verfolgt werden.

Das Vorhaben verdeutlicht, wie wichtig die Beteiligung jedes Einzelnen an der laufenden Energiewende ist. Die Gründung von Energiegenossenschaften gibt uns allen die Möglichkeit, die Zukunft aktiv mitzugestalten und gleichzeitig auch noch selbst von den Projekten vor Ort profitieren zu können.

So wird die Energiewende demokratisch - heute in Potsdam und hoffentlich schon bald in vielen anderen Regionen.

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